How to be an Ironman
Wir waren dabei - unsere Erlebnisse.
Als Sportler verfolgt man Ziele. Die Motivation und die Ziele Einzelner können aber komplett unterschiedlich sein. Die einen wollen gerne fitter werden und ein paar Kilos verlieren, andere wollen für Bestzeiten an ihre körperlichen Grenzen gehen oder einen Podiumsplatz erreichen. Eine Olympiateilnahme als Schwimmer, ein Weltrekord als Läufer oder einmal im Leben die Tour de France zu finishen, sind für uns Otto Normalsportler unerreichbare Ziele. Einen Ironman zu finishen jedoch nicht. Aber was macht man, wenn man eine von drei Sportarten nicht kann. Ganz einfach: Man sucht sich Mitstreiter, die genau das gleiche Problem haben, und bildet eine Staffel. So war es auch im Fall von Oli, Mathias und mir.
Aus einem Traum wurde eine Idee und dann ein Ziel
Ende letzten Jahres spielten mein Kollege Oli – leidenschaftlicher Radfahrer – und ich – ambitionierter Hobbyläufer – mit dem Gedanken einen gemeinsamen Wettkampf zu bestreiten. Einen attraktiven Duathlon haben wir bei unserer Recherche nach einem Wettkampf leider nicht gefunden, und so mussten wir nach einer Alternative suchen. Unsere Idee: ein Ironman 70.3 als Staffel zu absolvieren. Unser Problem: der fehlende Schwimmer. Wir mussten allerdings nicht lange nach der richtigen Besetzung suchen, denn ein paar Büros weiter arbeitet Mathias, der in der Jugend im Schwimmteam war. Nun mussten wir ihn nur noch rumkriegen. Mit starker Überzeugungskraft, schlagenden Argumenten und etwas Bedenkzeit für Mathias, konnten wir ihn am Ende für unser Team gewinnen. Und der geeignete Wettkampf war auch schnell gefunden – wir konnten uns auf den Ironman 70.3 in Zell am See einigen und haben uns sofort angemeldet. Nun wurde es ernst und die nächsten 9 Monate waren geprägt von Training, Training und noch mehr Training. Gemeinsames Krafttraining im unternehmenseigenen Fitnessstudio gehörte zum Trainingsplan dazu, genauso wie individuelle Einheiten im Wasser und auf dem Asphalt. In dieser Zeit verloren wir viel Schweiß, motivierten uns und arbeiteten alle gemeinsam auf das gleiche Ziel hin. Natürlich fiel auch das ein oder andere Mal der Blick auf die Ergebnissliste beim Ironman 70.3. aus dem vergangenen Jahr. Wir rechneten unsere Einzelzeiten zusammen: Top 5 wäre drin! Wir haben uns da aber keinen Druck gemacht, denn der Spaß sollte im Vordergrund stehen.
Raceday in Zell am See
Irgendwann war so weit. Das Race-Wochenende stand an. Jetzt wird sich zeigen, ob sich das Training ausgezahlt. Die Aufregung wurde immer größer, je näher der Start rückte. Wettkampfbesprechung, Startunterlagen abholen, durch die Messe flanieren und natürlich Essen standen auf dem Plan. Gemeinsam mit unserer großartigen Supporter-Crew, zu denen unsere Lebensgefährten und Kollegen gehörten, genossen wir den Vorabend und bereiteten uns auf den großen Tag vor.
Drei Typen, drei Disziplinen, drei Stories, ein Ziel!
Obwohl wir als Team neben 2.500 anderen Athleten gestartet sind, hat jeder von uns seine eigene Geschichte zu erzählen.
Den Anfang macht Mathias
Nach einer kurzen Nacht und ein paar Happen zum Frühstück ging es für mich bereits um 09:45 Uhr zum Startbereich. Kurzes Einschwimmen, die motivierenden Worte von meinen Teamkollegen mitnehmen, ein Gel reinhauen und dann ging es auch für mich los. Im Rollingstart-Modus startete ich eine gute halbe Stunde nach den Profiathleten. Es war ein irres Gefühl, mit so vielen Menschen gemeinsam schwimmen zu dürfen und diese Stimmung des Ironman mit aufzusaugen. Es kribbelte im ganzen Körper und ich wollte einfach nur eine super Zeit hinlegen. Das Team und meine Familie nicht zu enttäuschen war mein oberstes Ziel. Im Wasser war dann die komplette Aufregung weg und ich schwamm, was das Zeug hielt. Den ein oder anderen konnte ich noch überholen und mit einer Zeit von 34:36 Min. stieg ich aus dem Wasser. Unter 35 Minuten, das ist der Wahnsinn und für mich persönlich ein Riesenerfolg. Das Schönste war zudem, dass ich nun meine Flossen hochlegen und die Stimmung genießen, sowie Oli und Dennis für ihre Abschnitte viel Erfolg wünschen konnte! Job, done!
Auf Platz 11 ging Oli auf die Radstrecke:
Endlich keine Ausreden mehr über Gruppen, die nicht harmonieren, zu steile Anstiege oder ewig lange Distanzen. Auf dem Rad kämpft jeder für sich selbst! Nachdem mir der ausgepowerte Mathias den Staffelchip übergab, hieß es für mich „let´s roll it“. Die Radstrecke ist eine 90-Kilometer-Runde mit insgesamt 870 Höhenmetern, die für jeden Geschmack etwas bereithält: schnelle, flache Passagen, ein 13 Kilometer langer Berganstieg auf den Hochkönig mit anschließender Abfahrt sowie ein technisch verwinkelter Abschnitt zum Schluss. Der höchste Punkt der Strecke war der Filzensattel, der Pass liegt auf 1280 m Seehöhe. Die Stimmung an der Strecke war sensationell. Rot-weiß-rote Fahnen in fast jeder Kurve. Die Durchfahrt in Zell am See bei Kilometer 70 war auf Pro Tour Niveau und Gänsehautfeeling pur! Kurz gesagt: Austria außer Rand und Band. Die letzten Meter hieß es dann noch mal auf die Zähne beißen, rechtzeitig an der Markierung absteigen, durch die Wechselzone mit Radschuhen laufen und den Chip an Dennis übergeben. Mehr Gedanken hatten zu diesem Zeitpunkt keinen Platz in meinem Kopf. Nach 02:34:56 h war es dann auch so weit. Es kam zur Übergabe und ich schaffte es, unserer Staffel von Platz 11 auf Platz 7 vorzukämpfen. Nun lag es an Dennis, was er draus macht.
Wie viel Luft ist noch nach oben?
Dennis läuft das Ding nach Hause
Das Warten in der Wechselzone nahm gefühlt kein Ende. Von „normalen“ Laufwettkämpfen bin ich dieses Stehen und nicht wissen, wann man losläuft, nicht gewöhnt. Denn dort heißt es einfach: Startschuss und los! Eine Staffel nach der anderen wechselte und ich wurde von Minute zu Minute nervöser. Der Höhepunkt der Nervosität war erreicht, als ich Oli sah und wir den Chip wechselten. Kurz gesagt: Ich hab’s verkackt und musste den Chip noch mal „nachkletten“. Aber danach ging es auch für mich auf den Asphalt. Es wurde ernst und zum Zeitpunkt meines Startes waren wir auf Platz 7 vorgerückt. Die ersten Kilometer waren schnell, zu schnell, was sich später bemerkbar machte. Mit einem Schnitt von 03:35 Minuten pro Kilometer lief ich die ersten Kilometer an und lies mich von der Atmosphäre treiben. Der ziemlich hügelige Kurs ging zwei Runden durch die mit anfeuernden Menschen voll besetzte Innenstadt, am wunderschönen See entlang. Die erste Runde lief richtig gut und so konnte ich schon ziemlich fix das erste Rundenbändchen abholen. Doch dann kam leider der Einbruch. Die zweite Runde war zäh und wurde gefühlt immer länger. Jeder Hügel war für meine Beine schmerzhaft und ich sehnte mich schon nach dem Ziel. Von nun an war auch jedes Überholen von Einzelstartern einfach nur ätzend und kräftezehrend, da ich oft auf den Rasen ausweichen musste. Aber ich wieselte weiter was die Beine hergaben. Im ganzen Rennverlauf wusste ich nicht, auf welchen Platz wir liegen – ich gab einfach mein Bestes. Der letzte Kilometer brach an und die Straßen durch die Innenstadt wurden immer enger! Die Stimmung war bombastisch. Zigtausend Menschen am Streckenrand peitschten die Athleten nach vorne. Als ich dann noch unsere Freunde sah, war das wie Doping für meine Beine und ich konnte noch einen kleinen letzten Endspurt auf dem roten Teppich in Richtung Ziel hinlegen. Mit einer Laufzeit von etwas über 01:21 h kam ich ins Ziel. Zufrieden war ich zwar mit der Zeit nicht, da ich viel mehr kann, aber das Ergebnis haute mich förmlich aus den Latschen.
WOW! Platz 3! Wir haben es aufs Podium geschafft
04:37:09 h stand auf der Uhr. Insgesamt für uns eine Wahnsinnszeit und als wir dann noch erfuhren, dass wir sogar den 3.Platz erreicht haben, konnten wir es gar nicht glauben. Vor allem ich nicht. Mit der besten Staffellaufzeit des Feldes konnte ich mich von Platz 7 auf Platz 3 vorkämpfen. Wir waren aus dem Häuschen und wussten nicht wohin mit unserer Freude! Neben der geilen Medaille gab es für uns auch einen Pokal für den 3. Platz. Die Siegerehrung am Abend war einer der schönsten Momente in unserem Leben. Der Moment, vor Hunderten sportbegeisterten Triathleten auf einer großen Bühne zu stehen und sich ein paar Minuten feiern lassen, und dann im Anschluss den Pokal entgegenzunehmen, ließ alle Strapazen vergessen. Die frühen Trainingseinheiten waren es wert und die Schmerzen waren wie weggeblasen.
Endlich Ironman
Aber was kommt jetzt? Sich zurücklehnen und den Moment genießen? Ja, sicherlich werden wir es die ersten Wochen tun, aber wir sind alle fest entschlossen, nächstes Jahr wieder gemeinsam an den Start zu gehen. Wo und über welche Distanz ist noch unklar, aber das Event hat uns nicht nur zu besseren Sportlern, sondern auch zu besseren Kollegen und engeren Freunden gemacht.
Habt ihr nun auch Lust auf einen Triathlon oder einen Staffelwettkampf bekommen? Wäre das nicht eine Idee für ein SportScheck Event? Lasst in den Kommentaren eure Meinung und eure Anregungen da.